Es ist 7:22 Uhr. Frisch ist es am Morgen. Ich liege gemütlich im Schlafsack. Der Kaffee kocht derweil. Auch Heute wird es viel durch den Wald gehen. Das kleine Dorf „Grancey Le Chateau“ möchte heute erreichen. Ob ich es schaffe, weiß ich nicht. Ich kann auch nicht sagen wieviel Kilometer es bis dahin sind. Frühestens morgen am Abend oder am darauf folgenden Tag erreiche ich wieder eine größere Stadt – Marcilly sur Tille. Dazwischen sind einige kleinere Dörfer die ich passieren werde.
Zeit: 09:15 Uhr
Vorhin im Zelt, kamm mir die Idee aus meinen bestehenden Flip Flops einfach mal Schuheinlagen zu basteln. Ich dachte ich riskiere es, was kann schon schief gehen? Also tat ich das. Wola. Ich presentiere… Meine selbstgemachten Schuheinlagen.
Zeit: 10:52 Uhr
Ich starte. Mein Rucksack ist gepackt und es geht los. Ich bin richtig gespannt wie es sich heute mit den Schuheinlagen läuft. Mein Rucksack wiegt, was mich natürlich erfreut, derzeit nur 19,88 Kg.
Zeit: 11:50 Uhr
Ich mache die erste Pause und trinke ein schluck Wasser. Mit den neuen Einlagen läuft es derweil gut. Ich bin erfreut 😁
Zeit: 12:07 Uhr
Ich komme an einen Abschnitt des Weges, wo der Weg von einem gestürztem Baum verspärt ist. Es ist ein großer Baum. Ich versuch jetzt einen Weg zu finden um dem Baum zu umgehen. 5 min. Später. Ich habs geschafft. Es ist schon krass was für Wege man hier durchläuft. Mein Eindruck, hier kümmert sich niemand um die Wege. Ich behaupte mal in 15 Jahren, vielleicht weniger vielleicht auch später werden diese alten Wege nicht mehr passierbar sein, sofern nichts gemacht wird. Hier muss man, auf alle Fälle, ein fortgeschrittener Wanderer sein. Anderfalls geht man hier völlig verloren. Meiner Meinung nach 😬
Zeit: 12:26 Uhr
Ich laufe durch einen Abschied des Waldes der mir wie ein vergessener Märchenwald vorkommt. Ich mache ein paar Fotos. Es ist ein alter Wald der völlig sich alleine überlassen ist. Eine Art Bannwald. Hier wird überhaupt nichts gemacht. Nichts geforstet, aufgeräumt, gesägt oder gefällt. Alte tote Bäume die aufgrund lichtmangels umgefallen sind oder einfach Blätterlos und ausgetrocknet stehen, vielleicht warten sie auf den nächsten stärkeren Wind der sie umwirft. Hier ist klar ersichtlich, der jenige Baum mit der meisten Lichtausbeute – überlebt. Die anderen schaffen es nicht. Der Wald ist dicht bewachsen. Ein interessanter Wald und auch ein sehr gefährlicher Wald, würde ich mal behaupten, wenn es weht, wildert und stürmt.
Zeit: 13:06 Uhr
Ich mache eine Pause und esse meinen letzten Apfel. 5 km bin bisher gelaufen. Also rund 2,5 km pro Stunde laufe ich im Schnitt.
Zeit: 13:28 Uhr
Seit fünf bis zehn Minuten ist erstmal der schreckliche Abschnitt des Waldes passe. Gott sei Dank auch. Auf Dauer ist das auch kein Zustand. Hier muss dringend was gemacht werden!!!
Zeit: 14:20 Uhr
Ich mache eine Pause. In Vivey als ich durch gelaufen bin, stand die komplette Dorf Stimmung auf trauer. Es gab keine typische Begrüßung mit „Boh Jour“ – (schönen Tag), den es war für die Angehörigen und Bekannten, verständlicher Weise, kein schöner Tag. Abschied nehmen ist manchen Fällen eben so. Es ist schwer und oft tut es sehr weh. Es schmerzt in der Seele. Das loslassen ist nicht einfach! Das verstehe ich zu Gute. Ob es schlechte oder sonst welche Gewohnheiten sind oder ein geliebter Mensch. Dabei kann es auch etwas schönes sein. Der Aufbruch ins neue Leben, mit neuen Chancen, mit neuen Gewohnheiten – hoffentlich gute, gesunde oder förderliche Gewohnheiten, die einen weiter im Leben bringen. Etwas schönes hervorbringen. Aber, wir sehen Gewohnheitsmässig erstmal den Verlust den wir erdulden müssen. Wir sehen da nichts gutes. Was soll da schon gutes sein? Ein Mensch, ein geliebter Mensch ist gegangen. So sind wir. So sind alle. Wir können uns nicht darüber freuen. Das fällt uns richtig schwer. Auch ICH bin nicht viel anderster. Ich bin auch wie viele andere. Und deswegen gibt es auch keinen schönen Tag heute. Boh Jour. 2 Haben aber gegrüßt. Also doch ein schöner Tag? Die Seele des Menschen ist wieder zu Hause. Darüber kann man sich doch freuen? Sie hat im Laufe des Lebens zahlreiche Erfahrungen gesammelt und irgendwann wird es Zeit – nach Hause zu gehen, zu dem Ort aus dem wir alle herkommen. Wir dürfen uns gerne darüber freuen, denke ich. Welche Mutter, welcher Vater freut sich nicht darüber wenn die geliebte Tochter oder der geliebte Sohn nach Hause kommt. Im größeren Kontext, sehe ich das genauso. Es ist ein Ort vollkommener Liebe, Geborgenheit, Wärme. Ein friedlicher Ort und in menschliche Worte kaum zu beschreiben. Und irgendwann, sehen wir uns spätestens dort, in unserer aller Heimat, alle wieder. Es ist niemand verloren. Halleluja!!!! Wir dürfen uns Freuen. Wir dürfen uns JETZT freuen und wir dürfen uns später freuen.
Zeit: 16:20 Uhr
Ich mache eine weitere Pause und erfreue mich über einen sehr schönen Ausblick 👀
Zeit: 16:41 Uhr
Ich passiere die Dorfschaft – Lamargelle.
Zeit: 21:00 Uhr
Kurz nach dem verlassen von Lamargelle entdeckte ich eine wunderschöne Wiese, in einer sehr ruhigen Lage und entschloss mich für Heute hier niederzulassen. Zuerst medierte ich, machte ein paar Dehnübungen, dann begann ich eine Kleinigkeit zu kochen. Reis mit Linsen, Knobloch und dazu drei verschnittene Würstchen. Mann war das lecker. Ich liebe es selbst zu kochen und es dann zu genießen. Selbst ist der Mann, dann ist er Mann. Oder? Dann medierte ich wieder. Jetzt liege ich im Zelt und…👉 schreibe 😜 Alles liebe und Gute Nacht😴👀😘
Zeit: 02:33 Uhr
Mit schlafen läuft es (doch) nicht so gut. Vollmond? Ist das der Grund? Ich verstehe es nicht. Zudem juckt es überall. Gestern Abend wurde ich gebissen ohne Ende. Überall diese Blutsauger. Es ist zum verrückt werden… 🤯
🚶♂️Schritte: 19940 oder 14 km
🏡Übernachtung: Wildcamping
💶Ausgaben: keine
👀Distanz bis Le Puy: 505 Km
2 Antworten auf „48. Tag – Außerhalb von Lamargelle 🏕️“
Die Menschen sind gefangen, sie können nicht herrschen über das, was sie haben (seinen Besitz, sein Land, Haus, seinen Körper). Diese Welt lenkt ständig den Mensch vom Leben in jetzt ab und im Kopf ist, daß, was du gesehen hast, ein Bild im Wald, mit getrockneten, gefallenen und kahlen Bäumen. Die meisten Menschen sterben nur noch nach mehr Geld und verpassen das Leben, die wahre Liebe, sein eigenen Weg.
Jeder ist hier (auf der Erde) um sein eigenen Weg zu gehen, sein Leben zu Leben und nicht von jemandem Anderen.