Kategorien
Jakobsweg 2023-2024

57. Tag – im geheimen Campinglager 🏕️

Es ist 11:32 Uhr am Morgen. Ich bin immer noch in Muersault auf einem abgelegenen und geheimen Platz mit einer traumhaften Aussicht. Alles komplett Kostenlos! Ich komme nicht weg von hier. Es fällt mir schwer den Platz, auf der Hochebene, zu verlassen. Gerade weil es so schön ist und sich hier niemand – außer mir – aufhält 🤗Und, ich brauche eine Pause. Ich höre nur die Fahrzeuge weiter unter mir, die Traktoren die umher fahren. Arbeiten. Den Wein abtransportieren. Die Trauben einsammeln. Weil ja gerade die Ernte stattfindet gibt es eine Menge zu tun – für die Ansässigen hier im Ort. Die letzten Tage bin ich viel gelaufen, wenn ich so Revue passiere 🤔. Es gab schon lange keinen Tag mehr an dem ich mal zwei Tage an einem Platz blieb. Ich bin seit dem Liverdun Campingplatz, vor Toul, einfach nur noch durchmaschiert, wie eine Maschine, glaube ich. Ich kann mich aktuell nicht entsinnen, das ich irgendwo länger blieb. Ähm, stimmt nicht so ganz, fällt mir gerade ein. Der letzte Ort an dem ich 2 Tage blieb war „Domremy“ 🥴



Zeit: 18:07 Uhr

Ich bin runter zum Dorf gegangen und habe mir etwas Wasser aufgefühlt. Die Stimmung hier ist Heiter. Ich sehe einige Leute (bestimmt die Erntehelfer) die auf der Wiese gemütlich sitzen und vielleicht das eine oder andere Weinglas oder ein kühles Blondes trinken. Ich kaufe mir eine Cola und ein Heiniken Bier für unterwegs zum Lager. Ehrlich gesagt, ich gesele mich nicht zu den jungen weil ich mich fremd fühle. Mein Herz ist einfach nicht genug geöffnet, bemerke ich. Das bedeutet ich muss weiter laufen, bis es sich öffnet. Bis ich es verstanden habe wie es funktioniert. Davor werde ich nicht zurück kehren auch wenn ich ab jetzt für immer – ein Leben lang – unterwegs sein soll. Wenn ich weiterhin Revue passieren darf, so habe ich, das habe ich vergessen zu erwähnen, vor einigen Tagen in „Nuits Saint Georges“ mit ein paar Ukrainer ein kurzes Gespräch in russisch gehabt. Welch eine Freude das war, kann man nicht mit Worten umschreiben. Das ist immer wieder mal schön, gerade wenn man es am wenigsten erwartet. Die haben sich natürlich voll gewundert. Ich natürlich auch! Was den hier russisch Sprachender und dann noch zu Fuß – welch ein Highlight – in Frankreich machen täte. Ich glaube die wenigsten Russen oder vielleicht sogar gar keine Russen machen solche Art von Touren. Ist mir zumindest nichts bekannt, was aber nichts bedeuten muss. Dachten, weil ich sagte das ich aus Estland stamme, zu Fuss aus dem Land unterwegs sei! Das wäre was. Boah. Die fanden das Projekt was ich tue – gewaltig. Ich sagte nur, ich bin nicht der erste der zu Fuß unterwegs durch Frankreich sei. Da gibt es tausende pro Jahr die nach Santiago unterwegs sind. Das war eine wahrhaft wirklich schöne Begegnung, diesmal auf Russisch, das muss ich schon sagen. Die beiden sind Lastwagenführer und waren dabei Wein abzuholen das in die Schweiz transportiert werden sollte. Ich fragte, wie es den nun da derzeit ausschaut mit der Ukraine? Gibt’s da mal bald Frieden? Sie sagten da wird weiterhin alles von den Russen bombardiert und platt gemacht. Bald ist nichts mehr übrig zum bombardieren. Für mich unbegreiflich und völlig unverständlich was da vor sich geht. Ich verstehe das nicht. Derzeit ist es heiß. Ich sitze auf den Steinen und gehe gleich hoch in mein abgelegenes Lager. 34 Grad zeigt mir das Handy an. Einfach nur verrückt 😖 wie heiß es sein kann. Kein Wunder warum in diesem Breitengrad soviel Wein angebaut wird.



🚶‍♂️Schritte: Nicht der Rede Wert 😐

🏡Übernachtung: Wildcamping

💶Ausgaben: 3,32 Euro

Am MORGEN im Lager 👁️