Es ist 18:51 Uhr. Ich bin in Casanova in der Albergue. Ich bin frisch geduscht und liege zufrieden in der Koje. In zwei Tagen bin ich in Santiago. Kaum zu glauben, dass ich fast da bin. Noch vor 5 Monaten dachte ich: „Oh mein Gott, das wird eine richtig lange Reise. Wann werde ich wohl da ankommen? Vielleicht sogar niemals? Oder doch?“ Und jetzt bin ich fast da, nämlich nur schlappe 62 km vor Santiago entfernt. Das sind zwei bis drei Tage zu Fuß. Welch eine Freude. Mein Ziel ist fast erreicht. Langsam, aber stetig ging es jeden Tag immer weiter und weiter. Eine Ruhe überkommt mich. Es fühlt sich gut an, anzukommen. Ich sinne darüber nach, wie viele Leute hier täglich in der Hauptsaison entlang laufen. Welche Massen an Energien mit individuellen Wünschen, Hoffnungen und Problemen hier entlang laufen. Fühle ich das eigentlich? Diese Energien, die hier zurückgelassen werden? Hier habe ich den Eindruck, geht es nicht mehr um den Weg selbst. Hier geht es eher darum, wo bekomme ich ein Bett für die Nacht. Scheinbar sind hier wirklich viele Pilger unterwegs. Massen!!? Man läuft hier wie ein Railtruck in einer Kolonne aus Massen an Pilgern. Und ich weiß es zwar jetzt nicht, weiß nicht, ob der Spirit des Pilgerns noch derselbe ist wie vor dreißig oder fünfzig Jahren. Ich vermute mal eher nicht. Aber vielleicht ist es für unsere Zeit, in der wir gerade leben, wichtig, das zu erfahren und zu erleben. Sich international auszutauschen, sich zu verbinden, von anderen zu lernen, Rücksicht auf andere, vielleicht ältere Pilger zu nehmen. Vielleicht auch noch vieles andere? Könnte natürlich alles ein Grund sein. Gott alleine wird es schon wissen, wozu das alles gut ist. In der Albergue jedenfalls treffe ich wieder Brad und Argin aus Amerika. Wir sind alleine in der Albergue. Weitere Pilger kommen nicht mehr hinzu. Die Albergue ist schlicht, einfach und erfüllt ihren Zweck. Die Nacht kostet auch hier 10 Euro. Gelaufen bin heute ungefähr 30 km. Die Landschaft in Galizien ähnelt der in Frankreich oder im Schwarzwald, in Deutschland. Es ist sehr hügelig, es gibt viele Pflanzen wie Bäume und Wiesen mit satten und grünen Farben. Interessant, wie das so sein kann.
🏃♂️Schritte: 44871
🏡Übernachtung: Albergue de Peregrinos de Casanova
💶Ausgaben:
2,5€ Kaffee am Morgen
5,5€ Snack zum Mittag
2€ Kaffee am Nachmittag
11,36 € Einkaufen für Frühstück
10€ Übernachtung
👀Distanz bis Santiago: 62 km
Kategorien