Es ist 19:30 Uhr. Ich bin in Olveiroa in einer Albergue, heute ganz alleine. Niemand möchte mit mir gemeinsam in einem Zimmer sein. Das Mädchen aus den Niederlanden, „Lauren“, hat, nachdem ich zum Duschen gegangen bin, die Flucht ergriffen und sich ein etwas teureres Einzelzimmer genommen, anstatt mit mir in einem Zimmer zu sein. Mir soll es recht sein. Sie ist mir nämlich etwas suspekt, aber nett. Vielleicht empfindet sie für mich das Gleiche? Jetzt habe ich auch mein Einzelzimmer, bin nämlich hier alleine und kann in Ruhe machen, was nötig ist: Socken reparieren (die sind nämlich verlöchert und müssen geflickt werden), Atemübungen machen und Spanisch lernen, passiv.
Der Tag selbst war heute etwas länger und startete deshalb etwas früher als gewöhnlich, nämlich um 06:15 Uhr am Morgen. Die ersten Stunden war es stockdunkel und feuchtkalt. Mit der Stirnlampe machte ich die Nacht zum Tag. Ich konnte sehen, was ich sehen musste, und habe mich auch nicht verlaufen wie einst einmal. Nach ungefähr 20 km gab es eine erste Einkehrmöglichkeit. Kurz davor traf ich Laslo, den Ungarn von der gestrigen Albergue. Zusammen sind wir auf einen Kaffee in die warme Stube gegangen und haben uns etwas aufgewärmt. Neben dem Café gab es noch eine Bäckerei. Ich wollte kurz mal reinschauen und fragen, ob ich mit Karte zahlen könnte, denn Bares hatte ich nichts mehr dabei. Leider konnte man nur bar zahlen, also konnte ich mir für unterwegs auch nichts mehr kaufen. Erfreulicherweise war aber gerade Alber, der Spanier aus Galizien, in der Bäckerei. Er hat nämlich direkt neben mir heute Nacht geschlafen. Wir begrüßten uns freundlich und fragten einander, wie es so läuft. Das Erfreuliche war, dass er mein Handyaufladekabel mitgenommen hatte. Das hatte ich nämlich heute Morgen im Zuge der früheren Abreise vergessen, mitzunehmen. Ich war völlig erstaunt und aus dem Häuschen. Was für eine Begegnung. Es hätte ja auch alles anders laufen können, aber es lief genau so und nicht anders. Ich wollte in die Bäckerei gehen und traf Alber, und er hatte mein Kabel dabei. Nach weiteren 14 km war ich auch schon an meiner Destination für heute angelangt. Hier traf ich wieder Kim, der mir schon vorher mit einem anderen Pilger aus Südkorea über den Weg gelaufen war. Später traf dann auch Lauren ein, die eigentlich nur 8 km heute laufen wollte. Da kann man denken, was man will, aber so sieht man sich also wieder.
Nachtrag zum Abend
Am Abend, nachdem ich meine Socken geflickt und meine Atemübungen absolviert hatte, wusste ich nicht, wie und was ich machen sollte. Ich sagte ja zu Lauren, nachdem sie aus dem Zimmer gegangen war – in ein privates Zimmer, vielleicht sieht man sich zum Abendessen. Das weiß ich aber noch nicht genau, vielleicht ja, vielleicht nicht. Sieht man dann. Und so verblieben wir. In Google Maps sah ich aber, dass es noch ein anderes Restaurant in diesem Dorf gab. Ich dachte mir, ich schaue dort mal vorbei; die Menükarte schaut nicht schlecht aus. Das Restaurant war aber leider geschlossen. Nebenan gab es aber die Municipal Albergue. Ich schielte durchs Fenster und entdeckte Stella und Patrizia. Ich klopfte ans Fenster und kam für ein kurzes Gespräch herein. Stella bereitete gerade etwas zum Abendessen vor. Nach fünf Minuten bin ich jedoch weitergegangen. Ich bin dann ins Restaurant in meiner Albergue hinein und traf Lauren, die schon am Tisch saß. Ich setzte mich hinzu, und wir sprachen über verschiedenes aus unserem Leben. Es war ein langer und schöner Abend.
🏃♂️Schritte: 49437
🏡Übernachtung: Albergue
💶Ausgaben:
15 € – Übernachtung
2,40 € – Kaffee 2x
11 € – Salat + Getränk
2,8 € Kaffee + Croissant
11 € – Menü am Abend
40,20 € – Gesamtbetrag
👀Distanz bis Fisterra: 32,6 km